Website
Aktuelles
Montag, 07.11.2011

Forschung

Neue Erkenntnisse zu Schlaf und Gedächtnis

Heidrun Grössel, Tobias Knopp, Susanne Diekelmann, Peter Dominiak, Wenjuan Zhou (in Vertretung für Jinzhi Tan, kleines Foto), Katja Lohmann (v.l.n.r.; Foto: René Kube)

Die Universität Lübeck und ihre Freundesgesellschaft verliehen Preise für herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler

Dr. Susanne Diekelmann, Dr. Jinzhi Tan, Dr.-Ing. Tobias Knopp und Dr. Katja Lohmann sind die Wissenschaftspreisträgerinnen und –preisträger der Universität zu Lübeck 2011. Die Auszeichnung der Nachwuchswissenschaftler fand am 9. November auf einer Festveranstaltung im Forschungszentrum Borstel statt. Heidrun Grössel, frühere Mitarbeiterin im Baureferat des Wissenschaftsministeriums in Kiel, wurde mit der Ehrennadel der Universität zu Lübeck ausgezeichnet.

Dr. rer. hum. biol. Susanne Diekelmann erhielt den Professor-Otto-Roth-Preis der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität und den Staatlichen Universitätspreis der Sektion Medizin für die beste Dissertation. Das Thema ihrer Doktorarbeit lautet „Sleep-associated and neuroendocrine mechanisms of false memory formation“. Dr. Diekelmann, 1982 in Dresden geboren, ist Psychologin und Neuroendokrinologin. Für ihre Dissertation untersuchte sie in drei Versuchsreihen den Zusammenhang zwischen dem Auftreten fehlerhafter oder falscher Erinnerungen und Schlaf sowie Schlafentzug. Speziell ging sie dabei auch der Wirkung der Neuromodulatoren Adenosin und Cortisol nach. Die Preisträgerin und ihre Arbeit stellte Prof. Dr. Jan Born, Direktor des Instituts für Neuroendokrinologie der Universität zu Lübeck, vor.

Dr. rer. nat. Jinzhi Tan wurde mit dem Heinrich-Dräger-Wissenschaftspreis für die beste wissenschaftliche Veröffentlichung ausgezeichnet. Sie erhielt ihn für ihren Beitrag „The SARS-unique domain (SUD) of SARS coronavirus contains two macrodomain that bind G-quadruplexes“, der in der renommierten Open-Access-Fachzeitschrift „PLoS Pathogens“ (Impactfaktor 9.0) der Public Library of Science publiziert wurde (Volume 5, Issue 5, May 2009). Dr. Tan, 1976 in der Provinz Hebei in China geboren, ist Chemikerin und forscht seit 2005 in der Lübecker Laborgruppe „Structural Basis of Viral Infections“. Sie entschlüsselte die Proteinstruktur eines charakteristischen Bestandteils des SARS-Virus und trug damit zu den Voraussetzungen bei, mittelfristig einen antiviralen Hemmstoff für zu befürchtende zukünftige SARS-Ausbrüche zu entwickeln. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Hilgenfeld, Direktor des Instituts für Biochemie der Universität zu Lübeck.

Der Staatliche Universitätspreis der Sektionen Informatik/Technik und Naturwissenschaften 2011 ging an Dr.-Ing. Tobias Knopp für seine Dissertation „Effiziente Rekonstruktion und alternative Spulentopologien für Magnetic-Particle-Imaging“. Dr. Knopp, 1982 in Lübeck geboren, ist Informatiker und leitet das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt MAPIT an der Universität Lübeck. In seiner Doktorarbeit entwickelte er ein neues Rekonstruktionsverfahren für die medizinische Bildgebung mit dem Magnetic-Particle-Imaging, das bisher erforderliche aufwändige Kalibrierungen unnötig macht und in Bildqualität und Schnelligkeit für die klinische Praxis hervorragend anwendbar ist. Der Preisträger und seine Forschungsergebnisse wurden von Prof. Dr. Thorsten M. Buzug, dem Direktor des Instituts für Medizintechnik der Universität zu Lübeck, vorgestellt.

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Katja Lohmann wurde für ihre Forschungen zu den genetischen Ursachen neurologischer Bewegungsstörungen mit dem Renate-Maaß-Preis für Hirnforschung 2011 ausgezeichnet. Dr. Lohmann ist Biologin und arbeitet seit 2000 im Bereich der Neurogenetik in Lübeck. Der Schwerpunkt ihrer Forschungen lag und liegt in der Identifizierung und Charakterisierung der Vererbungsmechanismen bei der Parkinson-Krankheit, bei Bewegungsverkrampfungen (Dystonien) und beim Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom). Der mit 5.000 Euro dotierte Forschungspreis wird jährlich von der Renate-Maaß-Stiftung (Sitz: Volksbank Lübeck) für herausragende Arbeiten im Bereich der Hirnforschung an der Universität zu Lübeck vergeben. Es überreichte ihn auf der Feier der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lübeck, Dr. Michael Brandt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Direktorin des Instituts für Humangenetik der Universität zu Lübeck.

Heidrun Grössel war im Baureferat der Abteilung Hochschulen des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein über viele Jahre für die Baumaßnahmen an der Universität Lübeck zuständig. Sie hat die bauliche Entwicklung und Erweiterung des Campus mit großem persönlichen Engagement unterstützt und gefördert. Frau Grössel wurde dafür mit der Ehrennadel der Universität zu Lübeck ausgezeichnet.

Der Professor-Otto-Roth-Preis der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck wird seit 1979 für eine wissenschaftlich herausragende Lübecker Doktorarbeit vergeben. Der Heinrich-Dräger-Wissenschaftspreis wurde 2004 von der Familie Dräger und der Drägerwerk AG auf Initiative von Frau Lisa Dräger für eine hochrangige wissenschaftliche Publikation aus der Universität gestiftet. Beide Preise sind mit jeweils 2.500 Euro, der Staatliche Universitätspreis ist mit 500 Euro dotiert.

Professor Otto Roth (1863 - 1944) war der erste Fachchirurg in Lübeck. Von 1897 bis 1933 leitete er die Chirurgische Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus der Hansestadt. Gemeinsam mit Heinrich Dräger (1847 - 1917) entwickelte er den weltbekannten Dräger-Roth-Narkoseapparat, der am Beginn der modernen Narkosetechnik steht.

Die Universitätspreise überreichten der Präsident der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Peter Dominiak, und der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität, Uwe Lüders, Vorstandsvorsitzender der L. Possehl & Co. mbH. Die Feierstunde wurde von Simone Wolff und Mona Rössler am Klavier musikalisch umrahmt.