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Montag, 01.01.2018

Veranstaltungen

Wie echt ist Öffentlichkeit?

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Prof. Simone Dietz im Studium generale

Die Herausforderungen des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit - Vortrag von Prof. Simone Dietz (Düsseldorf) im Rahmen des Studium generale am 1. Februar 19:15 Uhr, Audimax)

Steht das Öffentliche heute durch die unaufhaltsame Verbreitung von Falschmeldungen und Hassreden, durch die Verniedlichung zu ,Feeds’ und ‚Likes’ und durch die Undurchschaubarkeit der Algorithmen, die unsere Informationsflüsse steuern, vor dem Kollaps? Ist der Traum eines unbegrenzt zugänglichen, weltweiten Kommunikationsraums zum Fluch geworden? Ob Echtheit überhaupt eine Eigenschaft digitalisierter Öffentlichkeit sein kann, erscheint keineswegs klar. Mit dem Anspruch auf Echtheit geht aber auch die Widerständigkeit verloren, die das Öffentliche mehr sein lässt als ein virtueller, inszenierter, manipulierter und damit beliebiger Raum.

Prof. Dr. Simone Dietz: Studium der Philosophie, Politischen Wissenschaft und Informatik in Hamburg; Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft; wissenschaftliche Assistentin in Rostock. Seit 2003 Professorin für Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Autorin von zwei Büchern über das Lügen. Arbeitsschwerpunkte im Bereich der Ethik, Sozialphilosophie und Politischen Philosophie.

Kollaps des Öffentlichen? - Das Studium generale der Universität zu Lübeck im Wintersemester 2017/18

Social-Media-Kanäle und neue Kommunikationstechnologien lassen die vertrauten gesellschaftlichen und politischen Ordnungskategorien verschwimmen: Das Private wird öffentlich, das Öffentliche wird privat. Die Tatsache wird zur Meinung, die Meinung zum alternativen Fakt. Handlungs- und Normbereiche unterliegen einem Wandel, Verhaltensweisen ändern sich, Politik tritt in neuem Gewand auf. Talkshows, Twitter, Selfie-Stick befeuern die Medialisierung des Privaten in einem Kampf um Sichtbarkeit. Eine wirtschaftliche und staatliche Big Data-Sammelwut durchdringt unsere Lebensbereiche, die zu schützen vielleicht viele Menschen gar nicht mehr beanspruchen.

Das Öffentliche, traditionell Schauplatz von demokratischer Politik und gesellschaftlicher Ordnung, wird zur Arena von unterschiedlichen Spielarten des Populismus, von Selbstinszenierung und Wut. Erregungswellen, pöbelnde Twitter-Nachrichten und Fake News verdunkeln das Licht der Öffentlichkeit und ersetzen die politische Auseinandersetzung.

Demokratie braucht die Öffentlichkeit und die Partizipation der Bürger*innen. Eine Politik - so bereits Sokrates - ist ihrer nur würdig, wenn sie wahrhaft öffentlich ist. Die Vorträge des diesjährigen Studium generale möchten der Frage nach dem Verbleib der politischen Öffentlichkeit nachgehen.

Prof. Dr. Simone Dietz