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Donnerstag, 02.01.2020

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Studium generale: Die Wiederkehr der Politik

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Hat Europa noch eine Chance? - Hauke Brunkhorst (Kiel) am 22. Januar im Studium generale der Universität (19:15 Uhr, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42)

Europa hat seit Einführung des Euro eine Wende von progressiven zu regressiven Sozialreformen erlebt. Dann kam die Krise, die am 15. September 2008 mit dem Zusammenbruch von Lehmann-Brothers begann und deren Auswirkungen auf eine zunehmend handlungsunfähige Europäische Union bis heute katastrophische Züge trägt. Sie brachte eine Wiederkehr der Politik, wie sie vor allem in der Eurokrise und dem „Aufstand“ Griechenlands und im Brexit sichtbar wurde, in denen sich das politische Spektrum zwischen links und rechts erneut öffnete – mit ungewissem Ausgang.

Hauke Brunkhorst ist Senior Professor für Soziologie an der Europa-Universität Flensburg. Bücher zuletzt: Critical Theory of Legal Revolutions – Evolutionary Perspectives, New York / London: Bloomsbury 2014; Das doppelte Gesicht Europas. Zwischen Kapitalismus und Demokratie, Frankfurt: Suhrkamp 2014.

Der Termin musste verschoben werden; er war ursprünglich für den 15. Januar angekündigt.

Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen? Europa kann nicht einfach als geographischer Raum beschrieben werden, der verschiedene Staaten, Sprachen und Völker umfasst. Es ist auch Konstrukt und Institution, Idee und jeweilige Wirklichkeit. Als Idee verkörpert Europa Hoffnungen, Werte und politische Vision, lässt aber auch einen Schriftsteller wie Stefan Zweig sinnieren, ob Europa eine Welt von gestern sei.

Einige kritisieren die wirklichkeitsformende Institution Europa als wirtschaftspolitisches Machtgefüge oder ökonomischen Zweckverein. Für Andere tritt Europa auf als identitärer Rückzugsort der "Europäer", das  sich mit Grenzregimen und Abschottungspolitik schützt. Gegenwärtig ist Europa in einer Situation der Krise und der Umbrüche, die die politische Ebene der Europäischen Union beunruhigen. Der Verweis auf einen "europäischen Wertehorizont" – Aufklärung, Pluralismus, Demokratie und Menschenrechte – soll die Suche nach kulturellen Gemeinsamkeiten stützen.

Das Konzept "Europa" wirft Fragen auf und fordert zum Perspektivwechsel heraus. Welchen Weg sollte "Europa" gehen? Wo liegen die Konfliktzonen? Wie wird Europa von anderen Orten aus gesehen? Am 6. November spricht Nilüfer Göle aus Paris über "Islam in Europe: Debating Norms in Public Life" (19:15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität, Königstraße 42).

Thema "Europa" im Lübecker Studium generale - Die folgenden Themen und Termine des Semesters:

29. Januar 2020
„Vorbild – Feindbild – Reizbild: Der Blick außereuropäischer Eliten auf Europa im Zeitalter von Spätkolonialismus und Dekolonisation (ca. 1880–1960)“
Harald Fischer-Tiné (Zürich)

12. Februar 2020
„Koloniale Kontinuitäten und Schwarzer Widerstand“
Aminata Touré (Kiel)

An den Mittwochsabenden  zwischen den Vortragsterminen findet jeweils ein begleitendes Wahlpflichtseminar für Studierende statt.

Prof. Dr. Hauke Brunkhorst