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Aktuelles zur Schülerakademie

„Da wird gejubelt und sich in die Arme genommen.“


Interview mit Grundschullehrerin Jasmin Kirstein, die die Mathematik-Olympiade und LIMa seit 2008 unterstützt und begleitet


LIMa: Liebe Frau Kirstein, Sie begleiten die Lübecker Mathematik-Olympiade der Grundschulen seit der ersten Durchführung im Jahre 2008. Ist Ihnen ein Ereignis besonders im Gedächtnis geblieben? Welches?

J. Kirstein: In der Zeit gab es sehr viele schöne Ereignisse, aber das schönste für mich war der Landesrundensieg eines meiner Schüler. Wenn man die Kinder selber unterrichtet, hat man doch noch einen ganz anderen Bezug dazu.

LIMa: Für die Lübecker Initiative Mathematik (LIMa) ist Ihre Hilfe bei Betreuung der Kinder und bei der Korrektur der Aufgaben sehr wichtig, da wir ohne Beteiligung von Lehrerinnen und Lehrern nicht genug Personal bereitstellen können. Wie läuft Ihr Mathe-Olympiaden-Tag üblicherweise ab?

J. Kirstein: Ich habe ja das große Glück, dass meine Schulleiterin unsere Teilnahme an der Mathematik-Olympiade zu hundert Prozent unterstützt, sodass die Termine gleich zu Beginn des Schuljahres in unseren Schuljahresplaner eingetragen werden. So ist es auch selbstverständlich für sie, mich für den Tag der Stadtrunde vom Unterricht frei zu stellen. Ich fahre dann für gewöhnlich gegen halb neun zur Paul-Gerhardt-Schule, um die Teilnehmer unserer Schule dort zu begrüßen. Um neun Uhr beginnt dann offiziell die Mathematik-Olympiade. In der ersten halben Stunde der Bearbeitungszeit stehen wir (die Aufsicht führenden Lehrer und Mitarbeiter der Universität) den Schülern noch für Verständnisfragen zur Verfügung. Gegen halb zwölf beginnt dann für gewöhnlich die Korrektur der Arbeiten. Wir sind da mittlerweile ein festes Team, dem auch ehemalige Lehrer angehören und haben schon ein System entwickelt, dass uns die Korrektur erleichtert. Je nach Aufgabenstellung und Anzahl der teilnehmenden Schüler dauert sie bis zu drei Stunden. Zwischendurch werden wir liebenswerterweise von Frau Hahn-Rix mit leckerer Quiche und Keksen versorgt. Im Anschluss an die Korrektur wird dann noch gemeinsam beraten, wer einen 1., 2. oder 3. Preis erhält. Danach ist der Mathe-Olympiaden-Tag für mich beendet.

LIMa: Was bedeutet den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an der Mathematik-Olympiade?

J. Kirstein: Bei den Schülerinnen und Schülern unserer Schule hat die Mathematik-Olympiade einen sehr hohen Stellenwert. Da wir bereits die erste Runde nur mit ausgewählten Dritt- und Viertklässlern schreiben, sind sie bereits sehr stolz darauf, daran teilnehmen zu dürfen. Bei der anschließenden Siegerehrung erfahren sie dann, wer weitergekommen ist. Es ist immer wieder schön mit anzusehen, wie sehr sich auch die anderen Kinder für ihre Mitschüler freuen. Da wird gejubelt und sich in die Arme genommen. Uns ist es sehr wichtig, auch die mathematischen Leistungen in den Mittelpunkt zu stellen, da ja sonst meist die sportlichen Leistungen (beispielsweise die Bundesjugendspiele, der Staffeltag, …) im Fokus stehen.

LIMa: Hat sich die Einstellung zur Mathematik in den letzten Jahren bei den Schülerinnen und Schülern verändert?

J. Kirstein: Das lässt sich nicht so pauschal beantworten. Gerade in der Grundschule habe ich sehr viele Schüler, die das Fach Mathematik lieben und sich für seine Inhalte interessieren. So habe ich in diesem Jahr wieder eine sehr große Anzahl an Schülerinnen und Schüler, die am Mathe-Förderunterricht teilnehmen und sich freiwillig mit mathematischen Knobelaufgaben auseinandersetzen. Es ist aber leider immer noch so, dass nicht so gute Leistungen in diesem Fach als nicht so gravierend angesehen werden wie im Fach Deutsch beispielsweise. Man bekommt immer häufiger von den Schülern zu hören, dass die Eltern ja auch nicht so gut in dem Fach waren. Auffälliger ist die Negativeinstellung bei den Schülern der höheren Klassen. Sie beklagen sich zunehmend darüber, dass sie viele Dinge lernen müssen, die sie in ihrem späteren Leben gar nicht benötigen. Und was einige Themenbereiche angeht, haben sie da ja auch recht. Vielleicht sollte man den Lehrplan daraufhin einmal überarbeiten.

LIMa: Was wünschen Sie sich in Bezug auf die Mathematik-Förderung von LIMa, von der Schülerakademie oder von Schule allgemein?

J. Kirstein: Ich wünsche mir, dass mathematikbegeisterte Schülerinnen und Schüler weiterhin bestmöglich gefördert und gefordert werden und solche Angebote weiterhin Bestand haben und ausgebaut werden. Das Bildungsministerium sollte auch für sie zusätzliche Gelder und Stunden zur Verfügung stellen und nicht nur die Förderung und Inklusion in den Vordergrund rücken.

LIMa: Die Schülerakademie der Universität zu Lübeck dankt Ihnen ganz herzlich für die jahrelange Unterstützung, auch im Namen der vielen Kinder, denen Sie die Gelegenheit gaben, Spaß und Erfolg beim Knobeln zu erleben.

Sonntag, 22.12.2019