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Samstag, 11.04.2015

Lehre

Auf den Schultern großer Chirurgen

Priv.-Doz. Dr. Ralf Czymek

Ein Dank an operative Pioniere - Antrittsvorlesung
von Priv.-Doz. Dr. med. Ralf Czymek am 21. April

Dienstag, 21. April 2015, 17 Uhr im Hörsaal T 1 (Transitorium)

Die Metapher von Zwergen auf den Schultern von Riesen ist ein Versuch, die Errungenschaften aktueller Wissenschaft in einen Kontext zu Kultur, Tradition und zu den Leistungen vergangener Generationen zu setzen. Letzteren kommt hierbei die tragende Rolle von Giganten zu. Wird das Bildnis häufig Sir Isaac Newton zugeschrieben, ist es doch deutlich älter und bis in das 12. Jahrhundert zurück dokumentiert.

In der Antrittsvorlesung soll die Pionierleistung dreier chirurgischer Pioniere besonders herausgestellt werden: Ferdinand Sauerbruch, Ernst von Bergmann und Walther Kausch.

Ferdinand Sauerbruch (*3. Juli 1875 in Barmen, † 2. Juli 1951 im Krankenhaus am Urban/ Berlin) dürfte als der berühmteste deutsche Chirurg des 20. Jahrhunderts gelten. Wissenschaftlich exzellente Leistungen in der Thoraxchirurgie, der operativen Therapie der Lungentuberkulose durch die paravertebrale Thorakoplastik sowie Arbeiten auf dem Gebiet der „Pneumatischen Kammer“ zeichnen sein Lebenswerk aus. Im ersten Weltkrieg war er als beratender Chirurg und Organisator eines Lazarettes für amputierte Patienten tätig und leistete Bahnbrechendes bei der Entwicklung der willkürlich beweglichen Kunsthand durch Benutzung der Muskeln.

Ernst von Bergmann (*16. Dezember 1836 in Riga, †25. März 1907 in Wiesbaden)  habilitierte sich 1864 mit dem Thema „Zur Lehre der Fettembolie“ und wurde 1871 ordentlicher Professor der Chirurgie und Ophtalmologie in Dorpat. 1878 nahm er die Berufung nach Würzburg an und setzte sich zeitlebens für die Durchsetzung der Antisepsis ein. Als Nachfolger Langenbecks war von Bergmann mit seiner kraftvollen Persönlichkeit um die Jahrhundertwende bestimmend für die Berliner Chirurgie und verhalf ihr zu Ansehen und Anerkennung in der Welt. Sein hervorragender Ruf als Wissenschaftler spiegelte sich in der wiederholten Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1888, 89, 90, 96 und 1900 wider. Seine außerordentliche Vita wurde auch durch die sanitätsdienstliche Teilnahme an drei Kriegen seiner Zeit und durch private Schicksalsschläge wie den Verlust von Ehefrau und Kind geprägt.

Ein zu Unrecht eher unbekannter deutscher chirurgischer Pionier ist Walther Kausch (*17. Juli 1867 in Königsberg, † 24. März 1928 in Berlin). Nach seiner Habilitation in Straßburg unter B. Naunyn in der Medizinischen Klinik führte ihn sein weiterer Weg nach Breslau zu J. v. Mikulicz-Redecki, wo er sich 1898 auch im Fachgebiet Chirurgie habilitierte. 1906 übernahm er in Berlin mit der Chirurgischen Klinik im Auguste-Viktoria-Krankenhaus einen der modernsten Operationstrakte Europas. Als Riese vergangener Generationen hat er mit der weltweit ersten dokumentierten Duodenopankreatektomie (Operation nach Kausch-Whipple) am 21. August 1909 Medizingeschichte geschrieben und das Fundament für eine bis heute anspruchsvolle Operation gelegt, die u.a. in der Universitätsklinik zu Lübeck heute oftmals minimal-invasiv durchgeführt werden kann.

(Außerplanmäßige Professur Fachgebiet Chirurgie)

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